Kurzfassung

Somatische Intelligenz ist die Fähigkeit, die Signale und Empfindungen des eigenen Körpers bewusst wahrzunehmen, richtig zu deuten und gezielt für das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit zu nutzen.


Ausführliche Definition

Somatische Intelligenz bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, die Signale, Empfindungen und Rückmeldungen des eigenen Körpers bewusst wahrzunehmen, zu interpretieren und gezielt für Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstregulation zu nutzen.

Der Begriff umfasst:

  • Interozeption (Wahrnehmung innerer Körperzustände)
    Interozeptives Bewusstsein ist der wissenschaftlich präziseste und umfassendste Begriff, kommt dem Konzept sehr nahe, schließt aber die praktische, adaptive Nutzung im Alltag nicht vollständig mit ein.
  • Propriozeption (Lage- und Bewegungswahrnehmung)
  • und die Fähigkeit zur achtsamen, reflektierten Integration dieser Signale in alltägliche Entscheidungen und Lebensführung.

Sie steht im engen Zusammenhang mit Konzepten wie:

  • Embodiment (Verkörperung von Geist und Bewusstsein)
  • Selbstregulation
  • Mind-Body-Medizin

In der Praxis findet der Begriff Anwendung in:

  • Körperorientierter Psychotherapie
  • Schmerztherapie und Neurorehabilitation
  • Bewegungspädagogik (z. B. Feldenkrais, QiGong, Yoga)
  • Ganzheitlicher Prävention und Gesundheitsbildung

Forschung und wissenschaftlicher Hintergrund

Die wissenschaftliche Erforschung somatischer Intelligenz beschäftigt sich u. a. mit:

  • der Rolle von Körperwahrnehmung bei Emotions- und Stressregulation
  • der Bedeutung langsamer, affektiver Berührung für das Nervensystem (CT-afferente Fasern)
  • der Polyvagal-Theorie (Porges) zur autonomen Selbstregulation
  • der neuroplastischen Wirkung bewusster Körperpraxis

Zentrale Literaturhinweise

  • Mehling, W. E. et al. (2012): Body Awareness: a phenomenological inquiry into the common ground of mind-body therapies.
  • Craig, A. D. (2002): How do you feel? Interoception: the sense of the physiological condition of the body.
  • Fuchs, T. (2018): Leib und Lebenswelt. Neue anthropologische Perspektiven.

Anwendung im SenGeKu-Ansatz

In der SenGeKu-Praxis wird somatische Intelligenz als zentrale Brücke zwischen Körper, Geist und Lebenspraxis verstanden.
Sie entsteht nicht durch intellektuelles Wissen, sondern durch stille, präzise und wiederholte Körpererfahrung
im Sitzen, in der Bewegung, in Alltag und Sprache.


Hinweis: Dieser Beitrag ist Teil der vertiefenden Serie zu Körperintelligenz, Selbstregulation und SenGeKu-Praxis.

OSF Somatic Intelligence – A Conceptual and Practical Framework for Body-Based Self-Regulation