Worldwide Distributed Wisdom (WDW)

Deutsche Kurzfassung des Papers


Abstract in einfacher Sprache

Wer bestimmt, was du findest, wenn du suchst?

Moderne Suchmaschinen zeigen nicht, was wahr oder wichtig ist.
Sie zeigen, was populär ist – was Klicks bekommt, was viral geht.

Was leise bleibt, verschwindet.
Was nicht optimiert ist, wird unsichtbar.

Das verformt unser Denken, unsere Urteile, unsere Demokratie.

Worldwide Distributed Wisdom (WDW) ist ein Konzept für eine andere Art von Suchmaschine:

  • Dezentral – keine Konzernserver, jeder Nutzer ist Teil der Infrastruktur
  • Ohne Ranking – alle Ergebnisse gleichwertig, nicht nach Popularität sortiert
  • Permanent archiviert – was aus kommerziellen Suchmaschinen verschwindet, bleibt erhalten

Nicht Popularität entscheidet, was sichtbar wird.
Sondern Vollständigkeit.


1. Das Problem: Popularität statt Tiefe

Suchmaschinen wie Google, Bing oder DuckDuckGo organisieren Wissen nach Ranking.

Was oben steht:

  • Hat viele Klicks
  • Ist SEO-optimiert
  • Wird oft verlinkt
  • Ist werbefinanziert

Was unten steht (oder gar nicht erscheint):

  • Ist leise, aber vielleicht tiefgründig
  • Ist nicht für Suchmaschinen optimiert
  • Kommt von kleinen Quellen
  • Widerspricht dem Mainstream

Das Ergebnis:

Die Struktur der Suche bestimmt, was wir denken können.
Nicht Wahrheit, nicht Tiefe – sondern Popularität wird zum Maßstab.


2. Die Folgen für demokratisches Denken

Wenn Popularität entscheidet, was sichtbar ist:

  • Werden komplexe Themen vereinfacht
  • Gewinnen laute Stimmen gegen leise
  • Verschwinden Minderheitenperspektiven
  • Wird Deliberation durch Viralität ersetzt
  • Entsteht eine Monokultur des Denkens

Demokratie braucht Vielfalt der Perspektiven.
Suchmaschinen liefern das Gegenteil.


3. Die Vision: Worldwide Distributed Wisdom

WDW steht in der Tradition deutscher gemeinnütziger Suchprojekte (MetaGer, Universität Hannover, seit 1996).

Es erweitert diesen Ansatz durch drei Innovationen:

3.1 Dezentrale P2P-Architektur

  • Keine zentralen Server
  • Jeder Nutzer wird Teil der Infrastruktur
  • Basierend auf Holochain DHT (Distributed Hash Table)
  • Keine Konzernkontrolle

3.2 Ranking-freie Anzeige

  • Alle Ergebnisse sind gleichwertig
  • Alphabetische Sortierung, nicht nach Popularität
  • Keine SEO-Manipulation möglich
  • Vollständigkeit statt Hierarchie

3.3 Permanente Archivierung

  • Was aus kommerziellen Suchmaschinen verschwindet, bleibt erhalten
  • Automatische Archivierung in der P2P-Struktur
  • Wissen wird nicht gelöscht
  • Langzeitgedächtnis des Internets

4. Technische Umsetzung

WDW aggregiert Ergebnisse aus:

  • Google
  • Bing
  • Brave
  • DuckDuckGo
  • MetaGer
  • Weitere spezialisierte Suchmaschinen

Plus:

  • Community-generierte Inhalte im Holochain DHT

Das Ergebnis:

Eine vollständigere Abdeckung digitalen Wissens als jede einzelne Suchmaschine bieten kann – ohne zentrale Kontrolle, ohne Popularitätsfilter, permanent zugänglich.


5. Warum das für SenGeKu relevant ist

SenGeKu kultiviert klares Denken.

Aber klares Denken braucht Zugang zu vielfältigem Wissen.

Wenn die Infrastruktur der Suche verzerrt ist:

  • Werden bestimmte Perspektiven unsichtbar
  • Wird Urteilsfähigkeit systematisch eingeschränkt
  • Entsteht eine Illusion von Vollständigkeit

WDW ist ein Infrastrukturprojekt für Weisheit.

Es schafft die technischen Bedingungen dafür, dass Menschen selbst urteilen können – nicht auf Basis von Popularität, sondern auf Basis von Vollständigkeit.


6. Gesellschaftliche Dimension

Wenn individuelle Selbstregulation strukturell determinierte Überlastung adressiert, wirkt sie notwendigerweise auf soziale Bedingungen zurück.

Das gilt auch für Wissensinfrastruktur:

  • Wer Zugang zu vielfältigem Wissen hat, kann klarer urteilen
  • Wer klarer urteilt, trifft bessere Entscheidungen
  • Wer bessere Entscheidungen trifft, verändert die Gesellschaft

WDW ist keine Technologie für Technologie.
Es ist ein Beitrag zur Frage, wie demokratisches Denken im digitalen Zeitalter möglich bleibt.


7. Status und Ausblick

WDW ist ein Konzeptpaper – keine fertige Software.

Es beschreibt:

  • Die Architektur
  • Die Prinzipien
  • Die technische Machbarkeit
  • Die gesellschaftliche Notwendigkeit

Die Umsetzung erfordert:

  • Entwickler-Community
  • Finanzierung (idealerweise gemeinnützig)
  • Institutionelle Partner

Das Paper ist eine Einladung zur Zusammenarbeit.


Schlussfolgerung

Moderne Suchmaschinen organisieren Wissen nach Popularität.
Das verformt systematisch unsere Fähigkeit zu urteilen und demokratisch zu denken.

Worldwide Distributed Wisdom bietet eine Alternative:

  • Dezentral statt konzernkontrolliert
  • Vollständig statt ranking-basiert
  • Permanent statt löschbar

Es ist ein Infrastrukturprojekt für eine Gesellschaft, die auf klares Denken angewiesen ist.


Originalpaper

Eweleit, S. (2025). Worldwide Distributed Wisdom (Version 2). Zenodo.
https://doi.org/10.5281/zenodo.17615371


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