SenGeKu – Die Gesundheitsdimension
Deutsche Kurzfassung des Papers „The Health Dimension“
Abstract in einfacher Sprache
Warum werden Menschen krank – und was hält sie gesund?
Dieses Paper zeigt: Es liegt nicht an persönlichem Versagen.
Es liegt an Dauerstress – und daran, dass der Körper nicht mehr in den Modus kommt, in dem er sich selbst reparieren kann.Jeder Mensch ist anders. Das ist normal und gut so.
Aber wenn zu viel Belastung zu lange anhält, gerät das System aus dem Gleichgewicht.Der Körper hat zwei Modi:
- FFF-Modus (Fight-Flight-Freeze): Notfall, Alarm, Überleben
- Lebensmodus (RR-Modus): Regeneration, Klarheit, Verbindung
Heute leben die meisten Menschen dauerhaft im Notfall-Modus – auch wenn keine echte Gefahr da ist.
Das blockiert Heilung, Verdauung, Schlaf, klares Denken.
SenGeKu kultiviert den Lebensmodus – durch Stille, Bewegung und Alltag.
Nicht als Technik. Sondern als Kulturpraxis.
1. Menschliche Variabilität ist normal – und gut
Menschen unterscheiden sich in:
- Körperlicher Konstitution
- Wahrnehmung und Sensibilität
- Stresstoleranz
- Biografischer Prägung
- Kognitiven Mustern
- Rhythmen und Bedürfnissen
Das sind keine Defizite.
Das ist normale menschliche Vielfalt (Neurodiversität).
Variabilität ist nicht das Problem. Variabilität ist der Ausgangspunkt.
2. Stressbelastung bestimmt Gesundheit – nicht Variation
Gesundheit gerät ins Wanken, wenn Belastungen:
- Zu intensiv sind
- Zu häufig auftreten
- Zu lange anhalten
- Zu komplex werden
Diese Belastungen können sein:
- Physisch (Schlafmangel, Toxine, Entzündungen)
- Psychisch (Zeitdruck, innere Konflikte)
- Sozial (Spannungen, Isolation)
Das nennt sich allostatische Last – die kumulative Belastung durch chronischen Stress.
Der Körper kann sich anpassen. Aber wenn die Anpassung zu lange dauert, entsteht Verschleiß.
3. Stress blockiert Selbstregulation
Das autonome Nervensystem arbeitet in zwei Modi:
FFF-Modus (Fight-Flight-Freeze)
Notfall-Modus. Sympathische Dominanz oder dorsale Erstarrung.
- Verdauung gestört
- Schlaf fragmentiert
- Immunsystem unterdrückt
- Neuroplastizität reduziert
- Denken eingeschränkt
Lebensmodus (RR-Modus / Regulation & Resonanz)
Normaler Funktionsmodus. Ventraler Vagus aktiv.
- Körper regeneriert
- Verdauung funktioniert
- Schlaf tief
- Denken klar
- Verbindung möglich
- Flow-Zustände erreichbar
Wichtig: Der Lebensmodus ist nicht „Entspannung“ im Sinne von Passivität.
Es ist der Zustand höchster adaptiver Leistungsfähigkeit.
Wenn Stress chronisch wird, bleibt der Körper im FFF-Modus gefangen.
Das ist kein psychologischer Fehler – das ist ein biologischer Schutzmechanismus, der zu lange aktiv bleibt.
4. Autopoiesis: Der Kern aller Gesundheit
Autopoiesis (griechisch: Selbst-Erschaffung) ist die fundamentale Fähigkeit lebender Systeme:
- Sich selbst zu organisieren
- Sich an Veränderungen anzupassen
- Sich zu erneuern
- Dabei die eigene Identität zu bewahren
Wenn Autopoiesis stabil ist:
- Bleibt der Organismus flexibel
- Können Belastungen verarbeitet werden
- Kehrt das System nach Störungen zur Mitte zurück (Resilienz)
Wenn Autopoiesis geschwächt ist:
- Geraten Regulationskreisläufe aus dem Gleichgewicht
- Verstärken sich Symptome
- Entstehen chronische Muster
SenGeKu stärkt genau diese Fähigkeit zur Selbstorganisation.
5. Messbarkeit: EEG und HRV als Autopoiesis-Indikatoren
Autopoiesis ist nicht nur ein Konzept – sie ist messbar:
EEG (Gehirnwellen)
| Zustand | Muster |
|---|---|
| Chronischer Stress | Exzessive Beta-Aktivität, starre Muster |
| Flow / Lebensmodus | Alpha-Theta-Kohärenz, flexible Übergänge |
| Erschöpfung | Diffuse Muster, reduzierte Gamma-Aktivität |
HRV (Herzratenvariabilität)
Hohe HRV zeigt an:
- Parasympathische Dominanz
- Flexible Anpassungsfähigkeit
- Erhöhte Resilienz
Niedrige HRV zeigt an:
- Sympathische Dauerspannung
- Reduzierte Flexibilität
- Erhöhte Krankheitsanfälligkeit
Die genauen Mechanismen des Somatic Resource Mode werden aktuell erforscht.
6. Gesundheit und Krankheit: Differenzierte Sichtweise
Autopoietisch beeinflussbar:
- Chronische Erschöpfung, Burnout
- Psychosomatische Störungen
- Chronische Entzündungen
- Geschwächte Immunabwehr
- Stressassoziierte Syndrome
Nicht durch Autopoiesis verhinderbar:
- Unfälle mit hoher externer Krafteinwirkung
- Akute Infektionen mit hoher Erregerlast
- Toxische Expositionen
- Angeborene genetische Bedingungen
Aber:
Selbst dort, wo Autopoiesis ein Ereignis nicht verhindern kann, bestimmt sie entscheidend:
- Qualität der Heilung
- Geschwindigkeit der Regeneration
- Anpassungsfähigkeit nach Krankheit
Chronische Dysregulation ist kein persönliches Versagen – sondern Ausdruck systemischer Überlastung.
7. Warum dieses Modell für ALLE gilt
SenGeKu ist nicht nur für Kranke.
Jeder Mensch:
- Hat individuelle Stresstoleranzen
- Besitzt ein autonomes Nervensystem, das zwischen Modi wechselt
- Benötigt adäquate Regeneration für optimale Funktion
- Verliert unter chronischem Stress den Kontakt zu interozeptiven Signalen
- Kann unter Bedingungen von Sicherheit und Ruhe regulatorische Kompetenz reaktivieren
SenGeKu ist kein Programm für Kranke. Es ist ein Kulturpfad für alle Menschen.
8. Das Verhältnis zur Medizin: Integration statt Hierarchie
SenGeKu ersetzt keine Medizin.
Die Zuordnung ist kontextabhängig:
| Situation | Ansatz |
|---|---|
| Fundamental und kontinuierlich | Kultivierung von Autopoiesis durch SenGeKu |
| Akute, lebensbedrohliche Krisen | Medizinische Akutintervention |
| Chronische, funktionelle Störungen | Wiederherstellung selbstregulatorischer Kapazität |
| Komplexe Verläufe | Integration beider Perspektiven |
SenGeKu ist keine Konkurrenz zur Medizin – sondern klärt die jeweiligen Domänen.
9. Was SenGeKu praktisch bewirkt
SenGeKu-Praxis operiert auf mehreren Ebenen:
- Ordnung sensorischer und interozeptiver Wahrnehmung
- Beruhigung und Re-Regulation des autonomen Nervensystems
- Stärkung der homöostatischen Selbstregulation
- Reduktion kumulativer Stressbelastung (allostatische Entlastung)
- Wiederherstellung autopoietischer Selbstorganisationsfähigkeit
Daraus entstehen:
- Erhöhte parasympathische Aktivität
- Gesteigerte körperliche und mentale Vitalität
- Verbesserte kognitive Klarheit
- Gestärkte soziale Verbundenheit
10. Ausblick: Vom Individuum zur Kultur
Wenn individuelle Selbstregulation strukturell determinierte Überlastung adressiert, wirkt sie notwendigerweise auf soziale Bedingungen zurück.
Im FFF-Modus:
- Eingeschränkte kognitive Flexibilität
- Affektgetriebene Entscheidungen
- Kurzfristiges Denken
Im Lebensmodus:
- Reflexives Denken
- Perspektivenübernahme
- Langzeitorientierung
- Mitgefühl
Wenn viele Menschen den Lebensmodus kultivieren, erweitert sich der Raum möglicher gesellschaftlicher Entscheidungen.
Das ist keine Ideologie. Das ist Neurobiologie.
Joseph Beuys nannte es „Soziale Plastik“ – Gesellschaft formen durch veränderte innere Zustände.
Abschließende Erklärung
SenGeKu akzeptiert die Diversität menschlicher Natur als biologische Realität.
Es interpretiert Pathologie nicht als individuelles Versagen, sondern als Manifestation systemischer Überlastung.
Es stärkt die Fähigkeit zur Selbstregulation – körperlich, mental, sozial.
Dadurch wird Autopoiesis wieder möglich: die fundamentale Fähigkeit lebender Systeme, sich zu organisieren, zu erneuern und zu kultivieren.
SenGeKu ist nicht nur ein Pfad für Menschen mit manifesten Erkrankungen, sondern ein universeller Ansatz für eine gesündere, klarere und mitfühlendere Kultur.
Originalpaper
Eweleit, S. (2025). SenGeKu — The Health Dimension / Die Gesundheitsdimension (1.1). Zenodo.
https://doi.org/10.5281/zenodo.17864265
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